Im Jahr 2000 zog Barbara Maier auf die Höri und gewahrte die Höri als Kraftfeld für ihr Leben und ihre Kunst.
Zu dieser Zeit begann sich in Deutschland gerade die Filzkunst insgesamt stärker zu etablieren. Das Badische Landesmuseum in Karlsruhe zeigte eine erste Ausstellung von Filzwerken internationaler Künstler/Innen, wobei sich auch Gebrauchskunst wie Kleidung und Taschen befanden. Aber ein Buch über Filzerei bzw. Filztechnik war damals weder in einer Buchhandlung in München, noch in Basel oder Salzburg vorrätig – so erinnert sich die Künstlerin.
Die geborene Schwäbin von der Alb lernte drei Jahre lang als „Filzstift“ bei Tina Dix. In dieser Zeit findet Barbara Maier ihren eigenen Schwerpunkt im Entwerfen und Herstellen von Filzkleidung, darunter auch Hüte und Taschen sowie gefilzten Schmuck.
Als experimentelle Filzkünstlerin gestaltete sie 2004 eine „Verfilzte Vollmondnacht“ mit, in der sie ihre Filzschöpfungen in der Öffentlichkeit erstmals vorstellte. Zusammen mit dem Dichter Pete Guy Spencer und der Performance-Künstlerin Ute Richnow sorgte sie in der Kunsttanke Öhningen für ein Kunsterlebnis von besonderer Art. Das Publikum bekam während einer ebenso heiteren wie auch nachdenkenswerten Modenschau Anziehendes aus Filz von der Meisterin zu sehen. Auf einem Anhänger als Laufsteg führten vier Schauspieler/Innen in einer Performance die gefilzten Kleider und Hüte von Barbara Maier vor. Ein Mond aus Filz rundet die nächtliche Parodie gelungen ab. Und nicht zu vergessen ein Sack, der zu Anfang der Vorführung auf den Anhänger geworfen wird und in dem sich die ganze Modenschau über ganz offensichtlich ein Mensch befindet und bewegt. Am Ende wird der Sack unausgepackt wieder vom Laufsteg getragen.
Barbara Maier arbeitet in ihren Filzinspirationen mit an der Bildung von Bewusstsein. Sie gibt mit ihren originellen Filzschöpfungen speziell dem weiblichen Körper einen bedeutungsvollen und zugleich geschützten Schauplatz. Die dem Filzmaterial eigene Zusammensetzung spielt dabei eine wesentliche Rolle. Die spezifischen Eigenschaften des Filzes wie Festigkeit und Wärme geben Schutz. Ein überlebenswichtiges, heilendes „Sich aufgehoben fühlen“ stellt sich ein. Die dem menschlichen Körper innewohnende einzigartige Würde und Schönheit, die sich auch in der Veränderung des Alterns bewahrt, wird durch den individuell gefilzten, farbigen Schauplatz entsprechend hervorgehoben.
So ist es der Meisterin mit einer gefilzten Erdbeere im Ohr und einer Bananenspange im Haar gelungen, über das gewöhnliche Menschsein hinauszuwachsen.
Susanne Finckh M.A.